Nach dem Brexit - Die Esten fürchten Putins Party

#1 von Dagmar Schatz ( gelöscht ) , 06.07.2016 23:25

Autor Jeroen Bult, de Groene Amsterdammer 27/16

Tallin – Es war eine grausame Störung für das Jaanipäev-Wochenende, an dem die Esten traditionstreu aufs Land ziehen um mit reichlich Essen, Trinken und Freudenfeuern das Mittsommerfest zu feiern.
Da kam für dieses Jahr kam mit Sicherheit für die Politiker wenig Gutes, Der Sieg des Brexit-Lagers wird in der kleinen baltischen Republik nämlich überall als geopolitische Katastrophe gedeutet.
Die Tageszeitung Äripäev hat sich kurz vor dem britischen Referendum bereits an die folgende Vorhersage gewagt: Die europäischen Werte das heißt, der Blutkreislauf, von dem die Esten sowie ihre politische und ökonomische DNA ein Teil sind, werden in Zweifel gezogen werden.

„Das gemeinschaftliche Wertesystem, das wir gewöhnlich mit Europa assoziierten, wird bröckeln.“

Dergleichen, in blumenreiche Lyrik verpackte Düsternis, die die estnische Kultur in ihrer gesamten Ausdehnung kennzeichnet, wird auch nach dem 23. Juni wieder auftauchen, doch zunächst war es für Politik und Medien erste Priorität, die praktischen Konsequenzen ins Spiel zu bringen.
Präsident Ilves, schon seit zehn Jahren so eine Art Schatten-Außenminister, der noch nie Angst davor hatte, Westeuropa die Leviten zu lesen, kritisierte etwa zur gleichen Zeit auf Twitter die Außenminister der EU-Gründungsstaaten, die „Alten Sechs“, die in der Nähe von Berlin Gedanken über die Zukunft der EU austauschten. Wenn die Einheit wirklich so eine Priorität ist, höhnte Ilves, dann hätten die sechs gerade das falsche Signal gesendet. Aus ihrer Allergie gegen das – durch diese Minister (wieder) angepriesene „Europa der zwei Geschwindigkeiten“ haben estnische Politiker nie ein Geheimnis gemacht. Der Grund: das wäre nur für Russland zum Vorteil.
Die Gründer der europäischen Kohle- und Stahlgemeinschaft genießen in Tallin den Ruf, unverbesserlich Kreml-freundlich zu sein. Estnische Politiker sprachen, nachdem das Ergebnis des Referendums bekannt war, die Befürchtung aus, daß der Brexit entschieden jenen Ländern zum Vorteil gereichen werde, die meinten, in den Beziehungen mit Moskau sei jetzt ganz dringend Tauwetter angesagt.
Darüberhinaus kann die Krise der EU möglicherweise zu einer Periode der Introvertiertheit führen und auch dazu, daß das Interesse an der EU schwindet.
„In Moskau wird gefeiert“, twitterte Mikhelson, ehemaliger Korrespondent in Moskau.
Es bleibt die Frage, ob (für die Esten) eine pro-britische Stimmung aus historischer Perspektive gerechtfertigt ist. Churchill hatte wenig Mühe, Stalin die baltischen Staaten zu überlassen. Harold Wilson verscherbelte 1968 das Gold, das die Estnische Zentralbank (Großbritannien) noch vor 1940 in Verwahrung gegeben hatte, und in den Neunzigerjahren liefen die Briten bei der Befürwortung des estnischen NATO-Beitritt nicht eben voraus.


Angefügte Bilder:
Putins Party 02.JPG   Putins Party01.JPG  
Dagmar Schatz

Brexit: hidden implications for Baltic security

#2 von Dagmar Schatz ( gelöscht ) , 07.07.2016 21:39

"Britain will decide its future to either remain within, or separate from, the EU through a referendum to take place on 23 June 2016. A British exit (Brexit) from the EU might trigger some serious foreign and security policy implications for other EU member states. Should Britain leave, this is likely to be pertinently the case for the Baltic states – Estonia, Latvia and Lithuania – as a Brexit could have knock-on effects for matters including the EU’s internal political cohesion as well as its relations with Russia."


Dateianlage:
Brexit_hidden_implications.pdf
Dagmar Schatz

   

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